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Das Kratzmarkieren der Katze

Von: Anna-Salome Cadonau-Dubler | 19. November 2022

Viele Katzenbesitzer gehen beim Kratzmarkieren der Katze davon aus, dass die Katze mit diesem Verhalten die Krallen wetzt. Allerdings ist dies nur ein Nebeneffekt und tatsächlich verbergen sich einige andere Gründe, hinter dem Kratzmarkieren.

Für Katzenhalter mühsam und nervig – für die Katze essenziell

Das Kratzverhalten der Katze ist ein wichtiges Kommunikationsverhalten. Kratzmarkierstellen werden über die Talgdrüsen der Pfotenballen mit wichtigen Duftbotschaften versehen. Wir Menschen nehmen den Duft nicht wahr, Katzen allerdings, möchten ihren Artgenossen mit dem Verhalten essenzielle Botschaften hinterlassen. Solange die Katze sich Stellen in den eigenen vier Wänden sucht, die für die kleinen Kratzlöwen bestimmt sind, akzeptieren viele Katzenhalter das Verhalten der Katze. Sobald jedoch Möbel, Tapeten oder sogar Menschen die Zielscheibe des Kratzmarkieren werden, kippt die Stimmung schnell und überfordert damit Katze und Mensch zugleich. Daher ist es von besonderer Bedeutung, dass Menschen das Kratzverhalten richtig verstehen.

Foto: kmsh / canva.com

Die verschiedenen Facetten des Kratzmarkieren

Ob als Komfortverhalten, im Kampf oder als Imponiergeste – Kratzmarkieren hat viele verschiedene Bedeutungen und für Katzenbesitzer ist es wichtig, die jeweiligen Situation in denen Katzen markieren zu deuten und zuzuordnen.

Das Komfortverhalten

Zu den bevorzugten Kratzstellen von Katzen in der freien Natur gehören oftmals Bäume. Die Hornhaut wird abgewetzt und der Baumstamm mit Kratzspuren versehen. In der sichtbaren Kratzstelle sind häufig auch die Überreste der Kralle zu finden. Die Gestik sehen wir wiederholt auch nach dem Aufstehen: Die Katze streckt ihr Hinterteil nach oben und geht dabei mit den Vorderpfoten möglichst weit nach vorne. Dabei werden die Pfoten gespreizt und die Krallen gezeigt. Ob von Menschen angebotene waagrechte oder senkrechte Kratzstellen spielt keine Rolle. Im besten Fall haben Katzen beide Möglichkeiten zur Verfügung, um sich je nach Situation die für sie besser geeignete Stelle zu nutzen.

Foto: Nils Jacobi / canva.com
Die Kampfansage

Zu den wohl spannendsten physiologischen Besonderheiten der Katze gehört die “Ohrfeige”. Als einzige Haustierart können Katzen ihre Pfotenballen aneinanderschlagen und somit Ohrfeigen austeilen. Natürlich ist die Bewegung für das ursprüngliche Wesen der Katze von wichtiger Bedeutung: Das Beutetier kann dadurch gefangen und zugleich mit dem Tötungsbiss vernichtet werden.

Ausserdem kann die Katze entscheiden, ob sie ihre Krallen ausfahren möchte oder nicht. Somit kann die “Ohrfeige” als klare Kampfansage mit ihren Waffen erfolgen und zu ernsthaften Verletzungen führen oder es erfolgt die sanfte “Ohrfeige” in dem die Katze die Krallen nicht ausfährt und sie ihr Gegenüber tätschelt. In der Regel fordert die Katze damit ihren Sozialpartner dazu auf, mit der aktuellen Handlung aufzuhören.

Die Imponiergeste

Der bekannte Katzenforscher Paul Leyhausen bezeichnet die Imponiergeste auch als Trotzgeste. Paul Leyhausen hat beobachtet, dass Katzen nach einem verlorenen Kampf mit ihren Krallen kratzen, um so ihr Selbstwertgefühl wieder aufzubessern. Manchmal sieht man auch wie Feliden Harn markieren oder sich schütteln, was wohl unter “Niederlage abschütteln” zu verstehen ist.

Jungkatzen müssen noch viel lernen, wodurch die Imponiergeste öfter zu sehen ist. Kitten lernen noch mit ihrer Frustration umzugehen und suchen daher eine beliebte Ersatzhandlung. Manchmal sieht man auch, wie die geliebten Schnurrer uns während des Kratzmarkieren ansehen. Auch dies gehörte zu den klassischen Imponiergesten, um ihre Waffen zu zeigen und das Selbstwertgefühl aufzupolieren.

Verkratzte Möbel statt Kratzmöbel

Feliden benötigen zwingend Kratzstellen. Wenn ihnen diese nicht zur Verfügung gestellt werden, suchen sie sich ihre eigenen, für sie geeigneten Stellen. Freigänger Katzen können und werden sicherlich ihr Kratzverhalten zusätzlich in der freien Natur zeigen. Trotzedem benötigen auch sie geeignete Möglichkeiten im Haus oder in der Wohnung. Für Wohnungskatzen sind mehrere verschiedene Kratzmöglichkeiten zwingend notwendig.

Geeignete Kratzstellen
  • Senkrechte möglichst hohe Flächen, an denen sich Katzen strecken und hochziehen können
  • Waagrechte Stellen an denen sie sich räkeln und strecken können
  • Stabile Stellen, damit die Kratzebene gut befestigt werden kann und nicht verrutscht
Geeignete Kratzorte
  • An Türen und Wänden
  • Individuelle Stellen je nach Vorlieben der Katze, wie beispielsweise Sofa
  • An Durchgängen wo sich Katzen kreuzen
  • Generell gut sichtbare Stellen

Sollte die Katze nach wie vor die für uns Menschen unpassenden Stellen bevorzugen, helfen individuell angepasste verhaltenstherapeutische Massnahmen. Mehr Infos dazu finden Sie hier.

Foto: Svetlana Rey / canva.com

Wenn die kleinen Stubentiger ihre Erfahrungen sammeln

Bekannt für kaputte Vorhänge, Stühle und Kleider sind vor allem die Endergebnisse von jungen Katzen. Dieses Verhalten ist völlig normal, da junge Katzen alles spannend finden und ihre Erfahrungen sammeln möchten. Mit dieser Auswirkung bei der Anschaffung von jungen Katzen sollten sich die Katzenmamis und Katzenpapis bewusst sein und das entsprechende Verständnis entgegenbringen. Auch wenn die Lieblingsvorhänge- und möbel für einen bestimmten Zeitraum versorgt werden können und sollten, so wird sich die Entdeckungstour und die damit verbundenen Verluste nicht komplett eliminieren können.

Meine Katze kratzt nicht

Was in im ersten Augenblick für Katzenbesitzer positiv erscheint, ist in Wirklichkeit eine problematische Angelegenheit: Katzen die gar nicht kratzen. Das Kratzmarkieren ist eine normale Verhaltensweise jeder Katze. Feliden, die kein Kratzverhalten zeigen, sind zurückhaltend, schüchtern und leiden unter Verhaltensproblemen. Oftmals möchten sie unbemerkt bleiben und zeigen daher kein Kratzmarkieren. Auch physische Probleme können Ursachen sein und daher ist der Gang zum Tierarzt unumgänglich.


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